Geschichte In Österreich wird seit jeher auch dem Hallenfußball gefrönt. Als Winternation ist es für die Fußballer im Lande unerlässlich, die langen, schneereichen und kalten Wintermonate mit einer Ausgleichsmöglichkeit zu überbrücken. Bereits in den internationalen Anfangstagen des Futsal war es auch in Österreich nicht unüblich, ohne Bande zu spielen, warum es aber Norm wurde, fast ausschließlich mit einer Umgrenzung zu spielen, ist nicht bekannt. Auf jeden Fall zog der Bandenkick auch die Zuseher in ihren Bann, bei traditionsreichen Turnieren wie dem Wiener oder Grazer Stadthallenturnier pilgerten zigtausende Fans in die Hallen. Dies änderte sich schlagartig, denn plötzlich traten die teilnehmenden Teams nicht mehr in Vollbesetzung auf, da die Angst vor Verletzungen der teuren Profis von Jahr zu Jahr größer wurde, ehe die Turnierreihen im Profibetrieb völlig eingestellt wurden. Fast zeitgleich begann eine kleine Szene in Österreich, vermehrt auf die Hallenfußballvariante Futsal zu setzen. 2002 wurde, die ersten landesweiten Meisterschaften aus der Taufe gehoben, die sich damals aber noch in regionale Turniere aufteilte und am Ende einen Gesamtsieger stellte. Im Jahr 2006 konnte man sich auf eine gesamtösterreichische Liga einigen. Damals waren 11 Mannschaften am Start: Aus Wien die drei Starter Stella Rossa, Polonia FC und HNK Tomislavgrad, aus Niederösterreich die Murexin All Stars Wiener Neustadt, aus Salzburg Futsal Saalfelden, aus Tirol Futsal Innsbruck und aus Kärnten der SC Ebental. Die Steiermark stellte die meisten Starter, so gingen mit dem TSV Eiche Neumarkt, Club Leoben 06, Aquavital Fohnsdorf und dem 1.FSC Graz gleich vier Teams in die Meisterschaft. Es war eine wilde Zeit damals, Mannschaften kamen und gingen, mit der Saison 2010/11 wurde der Bewerb offiziell in die Hände des ÖFB übergeben. Seither wechselte das Format ständig, sowohl in der ersten Liga als auch in der extra geschaffenen zweiten Spielklasse. Da sich die Strukturen sowohl bei den Vereinen als auch im Ligabetrieb stetig verbesserten, beschloss der ÖFB mit dem Jahr 2018 die Schaffung einer eigenen Nationalmannschaft. Als Teamchef wurde der ehemalige Stella Rossa-Akteur Patrick Barbic eingesetzt. Am 12.04.2019 kam es auch zum ersten Länderspiel in der Geschichte des österreichischen Futsal. In einem packenden Spiel wurde dem deutschen Team ein 2:2 abgerungen, Torschützen dieses historischen Ereignisses waren Adilaid Dizdarevic (Diamant Linz) und Alen Muharemovic (Murexin Allstars). Auch im zweiten Länderspiel, nur drei Tage darauf am 15.05.2019, konnte über ein 2:2 gejubelt werden. Zunächst traf Said Djulic (Futsal Klagenfurt) zur Führung, ehe abermals Adilaid Dizdarevic kurz vor Ende den Ausgleich markieren konnte. Bewerbe Wie bereits erwähnt befindet sich der österreichische Futsal noch im Entwicklungsstadium, wenngleich diese Entwicklung in den letzten Jahren stetig vorangeschritten ist. Mit der neuen Saison 2019/2020 gibt es eine Änderung des Ligaformats. So wird die Liga zunächst auf drei Gruppen zu je vier Teams aufgeteilt, wo in Hin- und Rückspiel ermittelt wird, welche Mannschaften es schlussendlich ins obere und untere Playoff schaffen. Die Ersten und Zweiten aus jeder Gruppe spielen in einer Sechser-Gruppe um den Titel, die Dritten und Vierten gegen den Abstieg. Die beiden Letzten aus dem unteren Playoff müssen aus der 1.ÖFB-Futsal-Liga absteigen. Wie das Format der zweiten Liga aussehen wird, ist noch unbekannt. Rekordmeister der österreichischen Liga seit 2002 ist Stella Rossa Wien mit fünf Titeln, gefolgt von den Murexin Allstars, die mit dem Meistertitel letzte Saison ihr Konto auf vier hochschrauben konnte. Der FC Diamant Linz konnte 2016/17 seine einzige Meisterschaft erringen, dem SC Kaiserebersdorf, der heute unter dem klingenderen Namen FC Liberta Wien firmiert, gelang dies 2015/16. Einen weiteren Bewerb, den der ÖFB offiziell 2015/2016 eingeführt hat, ist der ÖFB Futsal Cup. Damals noch als ÖFB Challenge League ins Leben gerufen, wollte man dem Futsal auch während der Fußballsaison eine Bühne geben, da die Futsal-Saison traditionell nur in den Wintermonaten ausgespielt wird. Seit der Premierensaison konnte sich Stella Rossa Wien zweimal den Titel sichern, der FC Diamant Linz beendete den Cup 2018 siegreich. Aktuell In der ersten ÖFB-Futsal Liga traten in der Saison 2018/2019 10 Mannschaften an, in der Saison 2019/2020 werden es 12 Teams sein, die um den Meistertitel bzw. gegen den Abstieg kämpfen. Hier sollen die teilnehmenden Teams kurz vorgestellt werden: Kaum eine Mannschaft hat den österreichischen Futsal so stark geprägt wie Stella Rossa Wien. Ursprünglich als Beach Soccer Team gegründet, übersiedelte man schnell in die Halle, wo man bereits früh erste Erfolge in der für Österreich noch jungen Sportart Futsal erringen konnte. Bekannt wurde das Team auch durch den Einsatz ehemaliger Bundesligaspieler wie Markus „Magic“ Aigner oder Herbert Gager, wobei auch abseits viel für die Entwicklung des Sports in Österreich getan wurde. So engagiert sich der Verein über die Stella Rossa Kids auch für den Futsal-Nachwuchs, mit den Stella Rossa Juniors hat man eine zweite Mannschaft im österreichischen Ligabetrieb verankert. In den letzten zwei Jahren spielte sich mit den Murexin All Stars Wiener Neustadt ein anderes Team in den österreichischen Fokus. In der Qualifikation zur zweiten Runde der Championsleague scheitere die Truppe denkbar knapp am finnischen Vertreter, Siege über den andorranischen und norwegischen Meister waren schlussendlich zu wenig. Mit den letzten beiden Meistertiteln hat das Team um Ligastar Samir Nuhanovic aber bewiesen, dass auch in Zukunft mit ihnen zu rechnen ist. Der FC Diamant Linz ist nach dem Titel 2016/17 zuletzt zweimal denkbar knapp an der Wiederholung dieses Coups gescheitert. Der einzige oberösterreichische Vertreter wird in der neuen Saison wieder alles daransetzen, über die 1.ÖFB-Futsal-Liga den Sprung in die neu geschaffene UEFA-Futsal-Championsleague zu schaffen. Dabei helfen soll auch das Linzer Publikum, Zuseherzahlen über 200 sind keine Seltenheit. Fortuna Wiener Neustadt ist der zweite niederösterreichische Vertreter in der obersten Spielklasse, sie stellten mit Matthias Binder, Sinan Bicer, Marco Meitz und Stefan Milenkovic auch die meisten Spieler im ersten Nationalteamkader. Die Derbys gegen Murexin stellen sich immer als wahre Zusehermagneten heraus, selten kommen weniger als 200 Fans zum Futsal-Spiel des Jahres in Wiener Neustadt. Futsal Klagenfurt ist der südlichste Vertreter auf der österreichischen Futsal-Landkarte, hat sich aber zu einer Institution im österreichischen Futsal gemausert. Angetrieben vom ehemaligen Bundesligaspieler Almedin Hota verlor man diese Saison erst im Halbfinale. Es zeichnet sich jedoch ab, dass das Team in Zukunft eine wichtige Rolle spielen kann, auch weil man mit einer zweiten Mannschaft in der zweiten Liga für die kommenden Jahre ein Sprungbrett geschaffen hat. Ganz knapp gescheitert am Einzug ins Halbfinale ist diese Saison der Futsal Klub Liberta Wien. Nur aufgrund des schlechteren Torverhältnisses verpasste man den Einzug in die Runde der letzten Vier. Die Mannschaft konnte vor zwei Jahren bereits den Meistertitel feiern, allerdings hieß man da noch SC Kaiserebersdorf. Als zweite Kraft in Wien will man nächstes Jahr wieder angreifen. Vienna Walzer ging mit großen Hoffnungen in die letzte Saison, doch am Ende scheiterte man doch klar am Halbfinaleinzug. Angeführt von Nationaltormann Dino Cesovic gelangen gerade einmal drei Punkte. Da das Team im Sommer auch auf dem grünen Rasen im Kleinfeldfußball Erfolge feiert, wird die Hallensaison eher als Ausrutscher eingereiht. Mit dem Polonia FC Wien reiht sich eine weitere Mannschaft aus der Hauptstadt in die Liga der Bundesligisten ein. Als Gründungsmitglied der Bundesliga hat man bereits ganz viel Erfahrung sammeln können, auch ein zwischenzeitlicher Abstieg in die 2.Liga konnte das Team nur temporär aufhalten. Der einzige steirische Vertreter Futsal Komusina St.Lambrecht erlebte eine sehr bescheidene Saison 2018/19, ohne Punktgewinn verabschiedete man sich als Letzter aus der Gruppenphase. Die von Einwanderern aus der bosnischen Gemeinde Komušina, die vornehmlich von einer kroatisch-stämmigen Bevölkerung bewohnt wird, gegründete Verein hat in der Obersteiermark bereits tolle Strukturen geschaffen, um auch im Sommer dem Futsal nachzugehen. Die youngCaritas Käfig League schrieb letzte Saison nicht nur positive Schlagzeilen, eine peinliche 4:35 Niederlage würfelte den Ligabetrieb ordentlich durcheinander. Geschuldet ist dies dem eigentlich tollen Konzept des Vereins, der seine Spieler vornehmlich aus den Futsal-Käfigen Wiens akquiriert und sich selbst als soziales Projekt sieht. Da ist es eben nicht immer so einfach, eine stetige Kaderstruktur zu gewährleisten. Ausblick
Noch ist unklar, wo die Reise im österreichischen Futsal hingeht, allerdings ist mit der Gründung der Nationalmannschaft und der Aufstockung der Liga ein Ruck durch die österreichische Futsal-Landschaft gegangen. Die Vereine bemühen sich nach Kräften, professionelle Strukturen zu schaffen, durch die neu geschaffene Futsal-Trainerausbildung des ÖFB hofft man, dass auch die Spieler vom Wissen der ausgebildeten UEFA-Trainer profitieren. Man darf gespannt sein, ob es die Allstars aus Wiener Neustadt dieses Jahr schaffen, sich erstmals für die neu geschaffenen UEFA-Futsal-Championsleague zu qualifizieren, damit auch die breite Öffentlichkeit von den Erfolgen der Futsal-Community erfährt.
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