Real Madrid, FC Barcelona, FC Bayern München, FC Liverpool... hört man diese Team-Namen, denkt man unweigerlich an die großen Spiele in der Championsleague. Kritiker werfen dieser inzwischen vor, dass es sich dabei um eine geschlossene Gesellschaft handelt, in der kleine Teams keinen Platz mehr finden. Für Traditionalisten und Abenteurer ist die Futsal-Championsleague da genau das Richtige: Jedes Land stellt, wie zu Zeiten des Landesmeisterpokals, einen Vertreter, mit Ausnahme der Big Three. Dementsprechend tummeln sich in den Vorrundengruppen mitunter exotische Starter aus den unterschiedlichsten Ecken Europas. Mit dabei auch unser Meister aus Österreich. In dieser Kolumne wollen wir zunächst die Ausgangslage der Allstars beleuchten. Anschließend küren wir mit einem Augenzwinkern die besten Vereinslogos der heurigen Championsleague-Saison. Warum? Weil es sich lohnt! Gruppe E | Allstars Wiener Neustadt (AUT) | TSV Weilimdorf (GER) | Racing Futsal Luxembourg (LUX) | Sparta Belfast (NIR) Gastgeber Allstars Wiener Neustadt trägt bereits zum zweiten Mal infolge die Vorrunde aus, letztes Jahr scheiterte man noch knapp am finnischen Vertreter. Dieses Jahr will die Truppe von Trainer Rene Gaida, der auch beim Nationalteam als Co-Trainer fungiert, österreichische Futsal-Geschichte schreiben und erstmals eine Vorrundengruppenphase überstehen. Dass es dieses Jahr allerdings alles andere als einfach wird, zeigt ein genauerer Blick auf die Gegner. Als härtester Konkurrent um den Aufstieg gilt naturgemäß der Vertreter aus unserem Nachbarland. Der Stuttgarter Stadtteilverein TSV Weilimdorf bestritt letzte Saison 22 Spiele, wobei nur das Halbfinal-Hinspiel gegen den FC Liria in Berlin verloren ging. Im Finale um die Meisterschaft wurde der Traditionsverein HSV Futsal Panthers mit 5:4 in die Schranken verwiesen, womit der erst seit wenigen Jahren im Futsal aktive Fußballverein erstmals die deutsche Meisterschaft erringen konnte. Die von Spielertrainer Tomislav Bevanda gecoachte Meistertruppe hat einige gute Spieler in ihren Reihen. Vier davon konnte man beim Länderspiel-Doppel Österreich vs Deutschland diesen Winter beobachten. Tormann Philipp Pless und die Feldspieler Johann Baur, Mert Sipati sowie Pivot Manuel Fischer kamen dabei für unseren großen Bruder zum Einsatz. Der kroatische Trainer selbst weist viel Erfahrung und Torinstinkt auf, mit Ivan Knezovic befindet sich ein ehemaliger Internationaler im Kader. Das kroatisch-deutsche Ensemble aus Baden-Württemberg lebt aber vor allem von seiner ausgeglichenen Kadertiefe, einen richtigen Star hat die Truppe nicht. Auf den ersten Blick einfach scheint die Hürde Racing Futsal Luxembourg zu sein, gibt es doch im kleinen Herzogtum nicht einmal eine letzeburgische Nationalauswahl. Doch der Eindruck trügt, schließlich finden sich auch nicht allzu viele einheimische Spieler im Kader. Das wirtschaftlich sehr potente Land setzt auf seine monetäre Anziehungskraft und lockt auch im Sport mit guten Verdienstmöglichkeiten. Deshalb zieht es vornehmlich portugiesische Spieler in die heimische Futsal-Liga, die aber allesamt bereits Profi-Erfahrung aufweisen. Dies ist auch bei Racing nicht anders, das erst vorletztes Jahr aufgestiegen ist und zweimal Meister wurde. Dabei wurde das diesjährige Meisterschaftsfinale von einem Skandal überschattet, als plötzlich Spieler von Dauerrivale FC Differdingen, gegen die es die einzigen beiden Saisonniederlagen setzte, auf den Schiedsrichter losgingen und diesen verletzten. Das Match schließlich abgebrochen werden musste. Erst auf dem grünen Tisch wurde Racing der Titel zugesprochen, auf Druck der FIFA wohlgemerkt. Letzte Saison beendete die portugiesische Luxemburg-Enklave die Vorrunde auf Rang drei, den einzigen Sieg holte man gegen den walisischen Vertreter Cardiff University. https://www.youtube.com/watch?time_continue=57&v=edVNp-SO4j8 - hier das Video zum Nachgucken. Dritter Gegner des österreichischen Meisters ist der erstmalige nordirische Champion Sparta Belfast. Die Nordiren sind ein bunt zusammengewürfelter Haufen aus einheimischen Spielern und Legionären aus Futsal-affinen Ländern wie Spanien, Portugal oder Ungarn. Coach Darius Dielininikaitis selbst stammt aus Litauen und holte dieses Jahr sensationell das Double. Aufpassen muss man sicherlich auf Altstar Chris Morgan. Der ehemalige Profi ist mit 43 zwar schon über dem Zenit, hat aber noch immer den Torriecher. Den Titel hat der Verein aber wohl seinem spanischen Spielgestalter Luis Marcote Ferrio Cadenza zu verdanken, der aufgrund seiner Leistungen sogar dem nordirischen Topverein Glentoran auffiel. Ebenfalls stark der Portugiese Alexis Cabral, der über den Futsal ebenfalls gerade auf dem Sprung in die erste nordirische Liga steht. Komplettiert wird das Trio vom einzigen nordirischen Nationalspieler Darius Roohi, der als Pivot keine schlechte Figur abgibt. Die Auslosung hat es definitiv nicht gut gemeint mit den Allstars Wiener Neustadt, wenngleich sich unser Meister sicherlich nicht verstecken muss. Bereits in den Länderspielen gegen Deutschland hat sich gezeigt, dass unser Team zumindest auf Augenhöhe mit dem Nachbarn agieren kann. Die Nationalspieler Mirza Jatic, Alen und Vahid Muharemovic sowie Edwin Skrgic konnten in diesen Spielen bereits eine Duftmarke abgeben. Dazu hat man mit dem besten Spieler der Liga Samir Nuhanovic einen Ausnahmekönner in den eigenen Reihen, der sich dieses Jahr besonders in der Champions-League beweisen möchte. Tormann Alan Halilovic muss seine Klasse auf dieser Stufe erst noch unter Beweis stellen, hat aber unbestritten seine Qualitäten. Fazit: Wiener Neustadt und Weilimdorf werden sich die Sache wahrscheinlich ausmachen, wenn genügend Zuseher in die Arena Nova strömen, ist unserem Meister der Aufstieg tatsächlich zuzutrauen. Racing Luxembourg ist die große Unbekannte, hat aber sicherlich Außenseiterchancen. Für den nordirischen Meister wird es schwer, da es in der Breite und an Erfahrungswerten gegen stärkere Gegner fehlt. Die schönsten Vereinswappen - Edition Championsleague 2019/2020 Platz 12 - 10 Kampuksen Dynamo (FIN) | Helvécia Futsal London (ENG) | Sparta Belfast (NIR) Der finnische Vertreter Kampuksen überzeugt durch knallige 80er-Jahre Farben, die beiden Blitze verleihen dem hervorgehobenen DYNAMO den nötigen Knall. Die Brasilo-Engländer Helvécia lassen mit ihren sechs Sternen jeden einzelnen Meistertitel hochleben, dazu gefällt das Wappen in Trikotform. Die Farbwahl an den Ärmeln weist dezent darauf hin, dass der Verein brasilianische Wurzeln hat. Allstars-Gegner Belfast setzt auf die kriegerische Kraft der Spartaner, die Vereinsfarben rot und schwarz finden sich sowohl in der Umrandung als auch im stilechten Spartaner-Helm. Platz 9 - 7 Lokomotiv Daugavpils (LVA) | Leo Futsal (ARM) | FK Tyumen (RUS) Der Eisenbahnerverein aus Lettland lässt seine Lokomotive in eine strahlende Zukunft dampfen, im Hintergrund geht gerade der Fußball/Futsal auf. Schade nur, dass das Budget nicht für alle Buchstaben gereicht hat. Teams mit Raubkatzen im Logo sind uns generell sympathisch, wie sich der Leopard nach Armenien verirrt hat, wissen aber auch wir nicht. Und zurecht auf dem siebenten Platz die russische Spitzenmannschaft aus Tyumen, die zeigt, dass auch zwei Hermeline in einem seriösen Wappen vorkommen können, sogar müssen. Platz 6 - 4 Lynx FC (GIB) | Vængir Júpiters (ISL) | Blue Magic Dublin (IRL) Der iberische Luchs hat es nicht leicht, steht er doch kurz vor dem Aussterben. In Gibraltar wurde er zuletzt gar nicht mehr gesichtet, Grund genug, einen gesamten Verein nach ihm zu benennen. "Die Flügel des Jupiter" heißt Vængir Júpiters übersetzt aus dem Isländischen, auch das Wappen weist dezent auf Höhenflüge hin. Dazu erinnert das Logo mit seinen Metallic-Farben an eine teure Automarke. Einfach chic. Ein Panther in einem Wappen, wer kommt denn auf so was? Das zweitschönste Panther-Logo des europäischen Futsals soll an dieser Stelle trotzdem gewürdigt werden, vor allem weil die schwarze Raubkatze gar so furchteinflößend und in 3D-Effekt aus dem Wappen springt. Platz 3 - 1 KMF Titograd (MNG) | Varna City (BUL) | Sjarmtrollan Idrettslag (NOR) Lang lebe der Kommunismus! Ganz diesem Motto hat sich der montenegrinische Verein aus der Hauptstadt Podgorica verschrieben, der als Erinnerung an den großen Tito auch dessen Namen führt. Ob das Gebilde im Zentrum der Ziegelsteinmauern den berühmten Uhrenturm darstellt, einen einfachen Fabrikschlot oder die Mündung eines Panzers konnte allerdings nicht eruiert werden.
330.000 Bewohner fasst Varna City, wie zu vermuten ist liegt die bulgarische Stadt an den Ausläufern des Schwarzen Meeres. Mit viel Liebe zum Detail wurde der auf diesen Umstand hindeutende Anker ins Wappen verwoben, wie auch alles stimmig ist an diesem Vereinsemblem, mitsamt Hollywood-Stern. Der Sieger unseres inoffiziellen Wappen-Wettbewerbs kann nur aus Norwegen stammen. Man kann sich nur wünschen, dass die Trolle aus Tromso die Championsleague gewinnen, damit ganz viele Kinder Sieger-T-shirts mit dem aufgedruckten Troll stolz durch die Gassen spazieren. Mut zur Hässlichkeit ist hier das Motto, irgendwie passend zum exotischen Charme der UEFA Futsal-Championsleague.
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